“Das Himmelbeet” – Neuer Standort in der Gartenstraße

Seit der Corona-Pandemie ist die Anzahl derer, die aufs Land ziehen wollen, gestiegen. Diejenigen, die dem Lockdown auch noch nach der Pandemie entkommen möchten und denen die Flucht aus dem Home-Office trotzdem nicht gelingt, können abends bei der Gartenarbeit aktiv werden. Das Himmelbeet – ein städtisches Gemeinschaftsprojekt, das 2015 ins Leben gerufen wurde – bietet nun wieder Raum zum Pflanzen, Bestellen, Säen und Gießen und natürlich – zum Ernten.

Dabei stand es zunächst schlecht um die Zukunft des Projekts, das seit 2016 zugunsten von Amandla EduFootball eV – einem von Oliver Kahn ins Leben gerufenen Fußballbildungszentrum – weichen sollte. Es fehlte an geeigneten Ausweichflächen, danach an der Nutzungsgenehmigung und dem nötigen Umzugsbudget. Die Politik hielt zwar an dem Projekt fest, die Umsetzung jedoch schien zu aufwändig. Gerade noch rechtzeitig konnte vom Bezirksamt die Unterschrift für den Umzug von der Ruheplatzstraße in die Gartenstraße eingeholt werden.

Die Gartenstraße ist eine der ruhigeren, unaufgeregten Straßen Berlins. Die Durchgangsstraße verbindet lediglich die beiden Bezirke Mitte und Wedding und ist umsäumt von Wildblumen, auf vergessenen Erdflecken wuchern, die niemand pflegt. “Gartenpflege” steht auch im Himmelbeet nicht an erster Stelle, dennoch finden sich dort Familien die in ländlicher Manier Gartenkräuter anpflanzen und mit ihren Kindern Kürbisse bestaunen, die wie goldgelbe Sonnen zwischen der restlichen Aussaat hervorblitzen. Der Garten gibt den Kindern viel – vor allem Bezug zu Lebensmitteln.

Das dazugehörige Café wurde 2015 mit dem Preis des deutschen Bundes deutscher Architekten und Architektinnen ausgezeichnet. Es wurde hauptsächlich aus wiederverwertbaren und kompostierbaren Materialien wie Pailletten und Strohlehm gefertigt. Die Inbetriebnahme lässt noch auf sich warten. Wasser gibt es zwar bereits auf dem Gelände, Strom aber noch nicht. Revolutionär lässt hier nichts anmuten, noch wirkt alles wie ein Idyll. Es lohnt sich trotzdem vorbeizuschauen.

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ließ den finanziellen Wert des Himmelbeets seitens der Anwohner auf 1,5 Millionen Euro schätzen. Im Preis inbegriffen sind nicht nur die Erträge der dort angepflanzten Lebensmittel, sondern auch die positiven Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit. Gemeinschaftsgärten sind urbane Erholungsräume und soziale Treffpunkte. Sie gelten als exzellente Beispiele für Biodiversität. Auch kann man dort von zahlreichen Kulturangeboten – Konzerte und Ausstellungen – profitieren oder Workshops besuchen, bei denen man lernt Pilze anzuzüchten oder Yoga zu praktizieren. Oder eine Limonade im Halbschatten zu trinken.