Mathilde-Jacob-Platz

Mathilde-Jacob-Platz in 10551 Berlin. Der Platz vor dem Rathaus Tiergarten hatte ursprünglich keinen Namen und trägt erst seit dem April 1995 den Namen der ehemaligen Sekretärin und Freundin von Rosa Luxemburg.

Das denkmalgeschützte Rathaus Tiergarten entstand von 1935 bis 1936 unter der Leitung des Architekten Richard Ermisch (1885–1960) als erster Neubau in der Zeit des Nationalsozialismus für die Berliner Kommunalverwaltung.

Nach der Beseitigung der Kriegsschäden und einigen Um- und Anbauten zwischen 1948 und 1952 sowie 1957 bis 1959 wurde es bis zum Jahr 2000 von der Bezirksverordnetenversammlung Tiergarten und dem Bezirksamt Tiergarten genutzt.

Das Gebäude wurde nach der Fusion der Bezirke Mitte, Tiergarten und Wedding Sitz des Bürgermeisters von Mitte. Am Ostflügel des Rathauses wurde 1997 eine Gedenktafel für Mathilde Jacob angebracht, nachdem der Platz vor dem Rathaus bereits 1995 nach ihr benannt worden war.

Mathilde Jacob (1873-1943) machte 1913 in ihrem Berliner Schreibbüro, das sich zunächst in der Essener Straße 13 und ab 1921 in ihrer Wohnung in der Altonaer Straße 11 befand, die Bekanntschaft der Politikerin Rosa Luxemburg und wurde deren Sekretärin und Freundin.

Wegen ihrer Antikriegshaltung saß Rosa Luxemburg zwischen 1915 und 1918 insgesamt drei Jahre und vier Monate im Gefängnis. Mathilde Jacob schmuggelte 153 Briefe und politische Manuskripte, die Rosa Luxemburg während der Haft geschrieben hatte, aus dem Gefängnis.

Jacob musste, von Juni bis September 1919 selbst in Haft, im Standortlazarett Wünsdorf am 5. Juni 1919 den Leichnam Rosa Luxemburgs identifizieren, der erst am 31. Mai 1919 an einer Schleuse des Landwehrkanals gefunden wurde.

Sie hielt Kontakt zu Paul Levi, dem ehemaligen Verteidiger Rosa Luxemburgs, der im März 1919 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands geworden war. Mathilde Jacob arbeitete für ihn bis 1930 und verwaltete seinen Nachlass, den sie 1930 der Familie übergab. Sie gehörte der SPD, der KPD, aus der sie zusammen mit Paul Levi 1921 ausgeschlossen wurde, und der USPD an.

In der Nazizeit lebte die Jüdin Mathilde Jacob zurückgezogen und so gelang es ihr noch 1939 viele Briefe von und an Rosa Luxemburg in die USA zu verbringen. Ihr selbst aber war es nicht mehr möglich, Nazideutschland zu verlassen.

Am 27. 7. 1942 wurde Mathilde Jacob nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 14. April 1943 starb. Seit 1921 wohnte und arbeitete Jacob bis zu ihrer Deportation 1942 in der Altonaer Straße 11.