
Seit dem 19.7.1877 trägt die Gotzkowskystraße diesen Namen. Vorher hieß sie schlicht “Straße Nr. 27”.
Doch wer war jener Johann Ernst Gotzkowsky, der am 21.11.1710 in Konitz (Polen) geboren wurde und am 9.8.1775 verarmt in Berlin starb?
Der elternlose Gotzkowsky, aus polnischem Kleinadel stammend, ging mit 14 Jahren nach Berlin, um bei seinem älteren Bruder zu wohnen und eine Kaufmannslehre in der „Sprögelschen Materialhandlung“ zu absolvieren.
Ab 1730 war er in der Schmuckwarenhandlung seines Bruders tätig. Durch Lieferaufträge lernte er auch Friedrich II. kennen, der ihn 1740 mit wirtschaftlichen Aufgaben betraute und zum Hoflieferanten für Schmuckdosen, Uhren, Stockgriffe und Ringe machte. Außerdem erteilte Friedrich II. ihm den Auftrag, fachlich versierte Handwerker und talentierte Künstler nach Preußen zu holen. Gotzkowsky erwarb sich viele Verdienste als Unternehmer.
1753 gründete er die erste Seidenstoff-Fabrik in der Brüderstraße und im Jahr 1760 in der Leipziger Straße eine Porzellanfabrik, die der preußische König Friedrich II. 1763 für 225 000 Taler von ihm erwarb. Damit ist Gotzkowsky der eigentliche Begründer der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin.
Während des Siebenjährigen Krieges rettete er 1760 bei der Besetzung Berlins durch russische Truppen die Stadt vor einer Plünderung, indem er aus seinem Vermögen (50.000 Taler) und durch seine Beziehungen die geforderte Kriegssteuer von 500.000 Talern aufbrachte.
Gotzkowsky war aber auch königlicher Kunsthändler und dem preußischen König dabei behilflich, Gemälde für die Gemäldegalerie von Schloss Sanssouci zu erwerben, die der König wegen des Siebenjährigen Krieges jedoch nicht bezahlen konnte.
Als Gotzkowsky nach fehlgeschlagenen Spekulationen 1763 in extreme Geldnöte geriet, kaufte Friedrich II. ihm einige Gemälde ab, die er vor dem Krieg bei Gotzkowsky bestellt hatte.
Seine Schulden gegenüber Russland beglich Gotzkowsky durch den Verkauf von 317 Gemälden aus seiner eigenen Sammlung an Katharina II. Ein großer Teil dieser Sammlung lagert in der Eremitage in St. Petersburg. Werke bedeutender alter Meister sind darunter.
Später haben die Berliner den Kaufmann aus der Brüderstraße, wo er von 1747 bis 1773 der Besitzer des Nicolaihauses war, vergessen.
Heute erinnern an ihn die Gotzkowskystraße aus der Gründerzeit und die gleichnamige Brücke, die seit 1911 die Spree überspannt. Eine nach Gotzkowsky benannte Grundschule ging im Jahr 2011 in der Miriam-Makeba-Grundschule auf.