
Ob wuseliger Versammlungsort oder großzügiger Freiraum, ob repräsentative »gute Stube« oder betriebsamer Markt – Plätze sind gleichermaßen öffentliche Treffpunkte und Visitenkarten ihrer Umgebung. Auch unser Wedding hat ganz vielfältige Plätze zu bieten. An manchen steppt sprichwörtlich der Bär, an anderen sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.
Im Rahmen dieser kleinen Serie werden wir einen Platz nach dem anderen vorstellen. Wetten, dass auch Sie noch nicht alle davon kennen?
Für den ersten Platz dieser Serie verlassen wir das heutige Deutschland und reisen zugleich rund 350 Jahre in der Zeit zurück. Knapp 30 Kilometer nordöstlich von Flensburg lag auf der Insel Als das beschauliche Dorf Stavensböl. Dort ließ 1660 Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein-Sonderburg ein adliges Gut errichten. Benannt wurden das Schloss und später auch die Ortschaft nach der Herzogsgattin Auguste. Das Schloss Augustenborg wurde im 18. Jahrhundert vergrößert und umgestaltet und ist heutzutage mit seiner vorzüglich erhaltenen teils barocken, teils klassizistischen Gestaltung ein Touristenmagnet.
Im 19. Jahrhundert erstarkte der Nationalismus sowohl in den deutschen Ländern als auch in Dänemark. Dies äußerte sich unter anderem darin, dass der Norddeutsche Bund mit dem bisherigen Besitzer Dänemark um die Hoheit über die Herzogtümer Schleswig und Holstein rang. Holstein war vorrangig deutschsprachig, Schleswig aber dänisch, friesisch und deutsch bevölkert. Das bislang dänische Nordschleswig und mit ihm das beschauliche Städtchen Augustenborg gerieten so in den Fokus der entstehenden Deutschen Nation.

Nach zwei Kriegen war zunächst die Einheit Schleswig-Holsteins, »up ewig ungedeelt«, gemäß dem Vertrag von Ripen wiederhergestellt, und schließlich gelangte Schleswig-Holstein unter die gemeinsame Herrschaft Österreichs und Preußens. Um an diesen – aus deutscher Sicht – Erfolg zu erinnern, wurden im frühen 20. Jahrhundert in der Hauptstadt Berlin Straßen und Plätze entsprechend benannt. Rund um den Augustenburger Platz finden wir daher auch die Amrumer Straße, die Föhrer Straße und die Fehmarner Straße, die allesamt die Namen ehemals dänischer Besitzungen tragen.

Von alldem ahnen die heutigen Passanten nichts, wenn sie an der verkehrsreichen Kreuzung dieses unscheinbare dreieckige Fleckchen Grün umfahren. Auch die teilweise regen Menschenströme von und zur U-Bahnstation scheren sich nicht um die blutigen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts: die einen hasten zur nahe gelegenen Hochschule, die anderen sorgen sich um Angehörige und Freunde, die im Virchow-Klinikum der Charité liegen.