Spurensuche: Marx-Engels-Denkmal

Marx-Engels-Denkmal im Ortsteil Mitte an der Karl-Liebknecht-Brücke

Der 200. Geburtstag des deutschen Philosophen, Ökonomen, Sozialtheoretikers und Journalisten Karl Marx jährt sich am 5. Mai 2018. Viele Medien berichten und ein Fernsehfilm mit Mario Adorf (83) als „alter Marx“ wurde im ZDF am Mittwoch ausgestrahlt. „Carl“ Marx, wie es in der amtlichen Urkunde seiner Geburt stand, wurde am 5. Mai 1818 in der Moselstadt Trier geboren.

Marx-Engels-Denkmal im Ortsteil Mitte an der Karl-Liebknecht-Brücke

Das Marx-Engels-Denkmal befindet sich heute nach seiner Versetzung wegen des U-Bahnbaus (U5) an der Karl-Liebknecht-Brücke im Berliner Ortsteil Mitte und ist von Bäumen umgeben. Es hat eine lange Geschichte.

Einst stand es einsam im Zentrum des in den 1980er-Jahren entstandenen Marx-Engels-Forums mit seinen stählernen Fotostelen und Plastiken. Damals blickten Marx und Engels nach Osten, heute nach Westen. Es bleibt natürlich die Frage, ob diese Symbolwirkung wirklich beabsichtigt war oder sich rein zufällig durch die lokalen Gegebenheiten ergab.

1977 begannen die Planungen des Denkmals für Marx und Engels. Es sollte auf einer Fläche neben der ehemaligen Schlossfreiheit errichtet werden. Nachdem man sich im Ministerium für Kultur und darüber hinaus für einen Entwurf des Bildhauers Ludwig Engelhardt (1924 – 2001) entschieden hatte, übernahm der ehemalige Meisterschüler von Heinrich Drake die künstlerische Leitung des Projektes. Die Figurengruppe entstand in Gummlin auf Usedom, wo der Künstler lebte.

Seit 1969 war Engelhardt Mitglied der Akademie der Künste der DDR und von 1974 bis 1978 Sekretär der Sektion Bildende Kunst.

Gorbatschow soll später das fertige Denkmal als „sehr deutsch“ empfunden haben. Anderen war es zu „menschengleich“ und nicht imposant genug.

Da Material knapp war, wurden die benötigten zehn Tonnen Bronze dadurch gewonnen, dass der russische Bildhauer Lew Kerbel bei seinem Thälmann-Denkmal die Wandstärke der Plastik verringerte. Kerbel hat auch das bekannte Karl-Marx-Monument in Chemnitz sowie das Denkmal zur Schlacht um die Seelower Höhen und das Sowjetische Ehrenmal in Berlin-Tiergarten entworfen.

Marx-Engels-Denkmal im Ortsteil Mitte an der Karl-Liebknecht-Brücke

Die Einweihung des Marx-Engels-Denkmals erfolgte zusammen mit der Gesamtanlage des Marx-Engels-Forums am 4. April 1986.

Die Berliner Fotografin Sibylle Bergemann fotografierte die Entstehung des Denkmals von 1975 bis 1986 in einer fotoikonischen Serie von Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Das Bild des an einem Kranhaken „schwebenden Engels“ bei der Montage des Denkmals wurde in die Dauerausstellung des New Yorker Museum of Modern Art aufgenommen.

Wer nicht so genau hinschaut und die Fakten nicht kennt, kann dieses Foto auch als Demontage bzw. Abbruch dieses Denkmals verstehen.

Die Zukunft des Marx-Engels-Denkmals aus der DDR-Zeit ist ungewiss. Die Einen wollen die Bronzefiguren von Marx und Engels auf den Sozialistenfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde verbringen oder die Figuren auf die Zitadelle Spandau in die Dauerausstellung „Berlin und seine Denkmäler“ integrieren. Der Verein „Historische Mitte“ schlug im Februar 2018 vor, das Marx-Engels-Denkmal auf das Gelände der Humboldt-Universität zu versetzen, wo Marx und Engels studiert bzw. Vorlesungen besucht hatten.

Karl Marx studierte von Oktober 1836 bis März 1841 in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Seinen Doktor hat er aber 1841 in Jena gemacht, wo er zur „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie“ zum Doktor der Philosophie promovierte.

Marx, der mit seiner Frau Jenny schon 1843 nach Paris ging, gab 1845 seine preußische Staatsangehörigkeit auf, mit der Folge, dass er bis zu seinem Tod staatenlos blieb, weil kein Staat ihn einbürgern wollte. Nach der Revolution von 1848 lebte Marx ab 1849 dauerhaft im Londoner Exil, wo er auch am 14. März 1883 im Alter von 64 Jahren starb.

Inzwischen ist das Denkmal auch am neuen Standort zu einem Anziehungspunkt für Touristen nicht nur aus China und zum begehrten Foto-Hotspot geworden. Aber es ist keine Pilgerstätte. Die meisten Berlin-Touristen und neue sowie alte Berliner werden vielleicht überhaupt nicht wissen, dass es existiert. Es befindet sich sozusagen in einer Nische, die man eher zufällig als Berlin-Besucher in Mitte entdecken kann.

Na ja, wer war Karl Marx schon? Ein deutscher Jude, der jede Religion ablehnte, ein Wissenschaftler, ein Revolutionär, ein Exilant, ein Philosoph, ein Prophet oder … oder …

Ein öffentliches Denkmal sollte er den Deutschen in Berlin schon wert sein, die Briten haben es an seinem Grab auf dem Highgate Cemetery in London, sehr abgeschieden und kaum bekannt.