Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane

Relief Theodor Fontane / Nikolaiviertel

“Erst das Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen.”, schreibt der Dichter des literarischen Realismus Theodor Fontane, dessen 200. Geburtstag sich am 30. Dezember 2019 jährt.

Orangerie

Fontanes bekannte Reiserzählungen in ihrer poetischen und sehr kenntnisreichen Darstellung von Geschichtsereignissen und Landschaftserlebnissen in der Mark Brandenburg stellen heute ein einzigartiges historisches Zeugnis dieser Region und ihrer damaligen Bevölkerung dar.

Teehaus Belvedere

Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin als Sohn eines Apothekers geboren und starb am 20. September 1898 in Berlin als bedeutender deutscher Literat, dessen Werke zur Weltliteratur gehören.

An der Friedrichswerderschen Gewerbeschule in der Niederwallstraße 12 im Zentrum Berlins wird Fontane mit 13 Jahren als Schüler aufgenommen und wohnt in direkter Nähe in einer Schülerpension. Für fast 60 Jahre wird er seinen Lebensmittelpunkt in dieser Stadt bewahren.

Potsdamer Platz

Er wohnt für lange Zeit am belebten Potsdamer Platz in der Potsdamer Straße. Neben dem Schreiben und Lesen ist die Erkundung der Stadt seine Lieblingsbeschäftigung. Berlin ist ihm eine wahre Quelle der Inspiration.

Zitat
“Ich flaniere gerne in den Berliner Straßen, meist ohne Ziel und Zweck, wie´s das richtige Flanieren verlangt. Aber zuzeiten erfasst mich doch auch ein Studienhang und lässt mich nach allem möglichen Altem und Neuem, was über die Stadt verstreut liegt, auf Inspektion und unter Umständen selbst auf Suche gehen”
(Aus der Erzählung “Auf der Suche. Spaziergang am Kanal”, 1889)

Wohnhäuser Potsdamer Straße 38-42, Berlin-Tiergarten. (Aus: Julius Kohte, Alt-Berlin, Bauwerke in Berlin und Charlottenburg, aufgenommen 1907-1914): Ansicht. Foto auf Papier, 24,9 x 30,2 cm. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin Inv. Nr. 8217,144.

Fontane ist ein langjähriger Zeitzeuge der rasanten technischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung Berlins. Er pflegt vielfältige persönliche Kontakte zu Adeligen, Künstlern und Bürgern. Seine Briefkorrespondenz soll den sagenhaften Umfang von 11.000 Briefen aufweisen. In den zahlreichen politischen Machtkämpfen zwischen den konservativ-monarchischen und liberal-demokratischen Lagern bewahrt er sich mit feiner Ironie seine eigene individuelle Position.

Nach seiner Ausbildung zum Apotheker und einigen Arbeitsjahren u. a. in Berliner Apotheken entscheidet sich Fontane 1849 endgültig, ausschließlich als Autor und Schriftsteller tätig zu sein.

Luiseninsel im Tiergarten

Erste Gedichte und Prosa sind bereits in Zeitungen erschienen, z. B. die Novelle “Geschwisterliebe” 1839 im Berliner “Figaro”.

Seit 1844 ist Theodor Fontane Mitglied im literarischen Verein “Tunnel über der Spree”, einer Gruppe von zum Teil namhaften Künstlern, die sich regelmäßig sonntags zu einem intensiven Austausch über Literatur und Kunst treffen. Fontane schließt dort lebenslange Freundschaften mit Theodor Storm, Adolph Menzel, Paul Heyse und Franz Kugler.

1850 heiraten Theodor Fontane und Emile Rouanet-Kummer. Seine Frau nimmt fortwährend bedeutenden Anteil an der Entstehung seiner Werke, steht in regem Briefwechsel mit ihm während seiner häufigen Reisen und umsorgt die vier gemeinsamen Kinder.

Für Fontane besitzt sein freies künstlerisches Schaffen einen deutlich höheren Wert als eine vollkommen gesicherte Existenz mit einschränkenden Vorgaben, denen er Folge hätte leisten müssen. So nimmt er in Kauf, deswegen in einfachen Verhältnissen zu leben und viel zu arbeiten.

Zitat
“Ja. Der Roman! Er ist in dieser für mich trostlosen Zeit meine einzige Erholung. In der Beschäftigung mit ihm vergesse ich, was mich drückt. […] Ich empfinde im Arbeiten daran, dass ich nur Schriftsteller bin und nur in diesem schönen Beruf – mag der aufgeblasene Bildungspöbel darüber lachen – mein Glück finden konnte.”
( Fontane an M. Rohr, 1.11.1876)

Die intensiven Eindrücke einer Schottlandreise inspirieren ihn zu einer detailreichen Erzählung über die Reise. Die Veröffentlichung “Jenseit des Tweed” findet in Preußen eine interessierte Leserschaft. Noch mehr Begeisterung lösen seine mehrteiligen Erzählungen der umfangreichen “Wanderungen durch die Mark Brandenburg” aus, die zwischen 1861 und 1866 entstehen.

Bekannt ist seine Zeit von 1860 bis 70 als Redakteur in der überregionalen Kreuzzeitung, die politisch große Bedeutung hatte. Von 1870 bis 1880 arbeitet Fontane als Literatur- und Theaterrezensent der “Vossischen Zeitung”. Er liefert danach als freier Mitarbeiter weiterhin verschiedenste Beiträge für diese und andere Zeitungen und Zeitschriften.

Von 1872 bis zu seinem Tode lebte Theodor Fontane im Haus des Johanniter-Ordens in der Potsdamer Straße 134c. Eine Gedenktafel der Fontane Gesellschaft e. V. erinnert daran.

Wohnhaus Potsdamer Straße 62, Berlin-Tiergarten. (Aus: Julius Kohte, Alt-Berlin, Bauwerke in Berlin und Charlottenburg, aufgenommen 1907-1914): Ansicht. Foto auf Papier, 25,2 x 18,2 cm. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin Inv. Nr. 8217,145.
Ehemaliges Schauspielhaus / Gendarmenmarkt

Mit der Veröffentlichung seines ersten Romans “Vor dem Sturm” (1878) beginnt eine besonders intensive Schaffenszeit für Fontane.

Zitat
“Liebesgeschichten, in ihrer schauderösen Ähnlichkeit, haben was langweiliges-bildliches, das versteckte und gefährlich politische, das diese Dinge haben, […] das ist es, was mich so sehr daran interessiert.”
(Fontane an F. Stephany, 2.7.1894)

In steter Reihenfolge – er hat einen völlig strukturierten Arbeitsalltag – erscheinen 11 Romane und in seinen letzten Lebensjahren autobiographische Schriften.

Theodor Fontane, der in Berlin starb, wurde auch in Berlin begraben. Auf dem II. Französischen Friedhof in der Liesenstraße befindet sich ein Ehrengrab der
Stadt Berlin für das Ehepaar Emile und Theodor Fontane.

Grabstätte des Ehepaares Fontane

Eine Dauerausstellung über den Dichter Theodor Fontane kann in einem kleinen Gebäude in der Nähe der Grabstätte besucht werden.

Friedhof II der Französischen Gemeinde zu Berlin
Liesenstraße 7
10115 Berlin

Öffnungszeiten
Mo. – Do. 9:00 – 16:00 Uhr
Fr. 9:00 – 15:00 Uhr

Historisches Bildmaterial Potsdamer Straße: PDF 1 PDF 2