Im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin in der Invalidenstraße 50/51 wird vom 23. August 2020 bis zum 17. Januar 2021 die Sonderausstellung Michael Schmidt – Retrospektive. Fotografien 1965–2014 gezeigt. Realisiert hat die Ausstellung die Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Stiftung für Fotografie und Medienkunst sowie dem Archiv Michael Schmidt.
Michael Schmidt (1945–2014) nimmt in der deutschen Gegenwartsfotografie eine besondere Position ein. In Berlin geboren, fand er Mitte der 1960er-Jahre als Autodidakt zur Fotografie als künstlerischem Ausdrucksmittel. Die Sonderausstellung im Hamburger Bahnhof stellt erstmals sein gesamtes Lebenswerk vor und ist damit die erste Übersichtsausstellung des Berliner Fotografen in seiner Heimatstadt nach 25 Jahren.
Michael Schmidt fotografierte zunächst ausschließlich in Berlin. Hier entstanden Anfang der 1970er-Jahre Auftragsarbeiten für Bezirksämter und den Senat zu Stadtteilen wie Kreuzberg und Wedding oder zu sozialen Themen. Das Buch- und Ausstellungsprojekt „Waffenruhe“, ein bildgewaltiges Psychogramm der damals geteilten Stadt, das 1987 erstmals in Berlin gezeigt wurde, machte Michael Schmidt auch international bekannt.
Von der Konzentration auf die Motivwelt seiner Heimatstadt löste er sich mit der Werkgruppe Ein-heit, die auf den Wiedervereinigungsprozess Deutschlands Bezug nimmt und der Öffentlichkeit erstmals 1996 im Museum of Modern Art in New York präsentiert wurde.
In seinen Arbeiten widmete sich Schmidt der Bedeutung des Stadtraums, der andauernden Aktualität von Geschichte, dem Selbstbildnis, dem Selbstverständnis von Frauen und der Bedeutung von Natur und Lebensmitteln. Durch die von Schmidt ständig weiter entwickelte fotografische Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und die verschiedenen Veröffentlichungsformate besitzt sein Werk Vorbildcharakter.
Die Retrospektive zeigt das Lebenswerk in acht Schwerpunkten und übernimmt dabei die von Schmidt selbst erarbeiteten und erprobten Präsentationsformen so weit wie möglich. Am Anfang stehen Fotografien aus den Bezirken Kreuzberg und Wedding, die zwischen 1969 und 1981 im Auftrag Berliner Bezirksämter oder des Berliner Senats entstanden sind und den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner darstellen. Zeigen die in den 1970er- und 1980er-Jahren entstandenen Stadtlandschaften noch das typische Westberliner Stadtbild der Nachkriegszeit in dokumentarischen Aufnahmen, findet Schmidt später zu einem Stil, der Dokumentation und Abstraktion vereint.
Ende des 20. Jahrhunderts fotografierte Schmidt eine Serie von jungen Frauen (Frauen, 1997–1999), welche die Nivellierung der Individualität durch gesellschaftlich vermittelte Normen und Ideale thematisiert.
Für die Werkgruppe Lebensmittel, 2006–2010 hat Michael Schmidt in lebensmittelverarbeitenden Betrieben fotografiert und setzte erstmals auch die Farbfotografie ein. Die Lebensmittel auf den Fotografien sind nicht mehr durch Individualität, Nachvollziehbarkeit und Regionalbezug, sondern durch Normierung, Entfremdung und Internationalisierung geprägt.
Kurz vor seinem Tod 2014 wurde er für diese Werkgruppe mit dem Prix Pictet ausgezeichnet.
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Invalidenstraße 50/51
10557 Berlin
Sonderöffnungszeiten: Di.-Fr. 10:00 bis 18:00 Uhr und Sa.-So. 11:00 bis 18:00 Uhr
Internet: Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Fahrverbindung:
S-Bahnhof Hauptbahnhof – Linien u. a. S3, S5, S7 und S9 sowie Regionalverkehr
Bus 120. 123, 142. 147, 245, M41, M85, TXL
Tram M10, M8, M5